Podiumsdiskussion in der Botschaft
Die Brasilianische Botschaft in Berlin freut sich, Sie im Rahmen der Ausstellung „Aufbruch in ein fremdes Land - eine Ausstellung über 200 Jahre deutschsprachige Auswanderung nach Brasilien“ zu einer Podiumsdiskussion einladen zu dürfen:
„Aracy de Carvalho und Ruth Andreas-Friedrich gegen den Nationalsozialismus: eine Brasilianerin in Hamburg und eine Deutsche in Berlin, die Leben retteten“
Sprache: Portugiesisch
Mittwoch, 13. November 2024 | 19 Uhr
Einlass ab 18:30 Uhr
Freier Eintritt | Anmeldung erforderlich über diesen LINK.
Begrenzte Plätze!
Brasilianische Botschaft
Wallstraße 57, 10179 Berlin
Die Veranstaltung, an der die Historikerin Mônica Raisa Schpun und die Journalistin Luciana Rangel teilnehmen, befasst sich mit dem Wirken zweier Frauen, die sich mit Mut, Einfühlungsvermögen und einem ausgeprägten politischen Bewusstsein gegen die Diktaturen Adolf Hitlers und Getúlio Vargas‘ stellten und Leben retteten. Welche Verbindungen gibt es zwischen diesen beiden Frauen in einem historischen Kontext, der zur Verfolgung und Auswanderung Tausender Menschen aus Deutschland führte, von denen viele als Flüchtlinge nach Brasilien kamen?
Moderatorin: Dr. Karen Macknow Lisboa
Wir empfehlen den von ARTE ausgestrahlten Dokumentarfilm „Aracy, der Engel von Hamburg“, der sich unter anderem auf die Recherchen von Schpun stützt. Weiter zu: ARTE-Dokumentation.
Über die Referentinnen:
Mônica Raisa Schpun ist Wissenschaftlerin am Centre de Recherches sur le Brésil Colonial et Contemporain (CRBC) der École des Hautes Études en Sciences Sociales (EHESS) in Paris und Redaktionsleiterin der Zeitschrift Brésil(s). Sciences humaines et sociales. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Stadt-, Geschlechter- und Einwanderungsgeschichte. Sie ist u. a. Autorin von Justa. Aracy de Carvalho e o resgate de judeus: trocando a Alemanha nazista pelo Brasil (Die Gerechte. Aracy de Carvalho und die Rettung der Juden: Von Nazideutschland nach Brasilien) (Civilização Brasileira, 2011), dessen französische und englische Übersetzungen (von Peter Lang bzw. Palgrave) in Vorbereitung sind.
Aracy de Carvalho überquerte den Atlantik und verließ São Paulo in Richtung Hamburg. Margarethe Levy ging den umgekehrten Weg: Sie verließ Deutschland in Richtung Brasilien und wählte São Paulo als ihre neue Heimat. Aracy und Margarethe sind die beiden Protagonisten der Geschichte, die Schpun vorstellen wird. Ein ganz besonderer historischer Kontext veranlasste Margarethe, wie andere Juden auch, das brasilianische Konsulat in Hamburg aufzusuchen, um ein Visum für Brasilien zu beantragen. Dort traf sie Aracy, damals Leiterin der Passabteilung. Es ist ein besonderer historischer Kontext: in Deutschland, die frühen Jahre des Dritten Reichs (1933-39), die durch den Beginn und die Verschärfung der Verfolgung von Juden gekennzeichnet sind; in Brasilien die Ära Vargas (1930-45) mit der Einführung einer restriktiven Migrationspolitik. Mônica Schpun verfolgt das Leben und den Lebensweg einer Gruppe jüdischer Einwanderer über einen Zeitraum von etwas mehr als 50 Jahren.
Luciana Rangel verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung im Journalismus und hat für nationale und internationale Medien gearbeitet, darunter Jornal do Brasil, TV Globo, BBC und Deutsche Welle. Die aus Rio de Janeiro stammende Journalistin lebt in Berlin und promoviert in interamerikanischen Studien an der Universität Bielefeld. Ihr erstes in Deutschland erschienenes Buch Está (quase) tudo bem wurde mit dem Literaturpreis des Bayerischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur ausgezeichnet.
In ihrem Buch Ruth gegen Hitler bringt Luciana Rangel die wenig bekannte Geschichte von Ruth Andreas-Friedrich (1901-1977) ans Licht, einer deutschen Journalistin, die während des Dritten Reichs in Berlin Juden und andere Verfolgte rettete. Rangel stützt sich auf das Tagebuch der Journalistin, das zuerst 1947 in den USA unter dem Titel Berlin Underground und dann bei Suhrkamp unter dem Titel Der Schattenmann auf Englisch veröffentlicht wurde. In ihren Recherchen taucht die Autorin in die Arbeit dieser mutigen, politisierten und emanzipierten Frau ein. Um zu überleben, arbeitete sie tagsüber an einer (zwangsläufig) nationalsozialistisch ausgerichteten Zeitschrift, während sie sich, unterstützt von ihrem Lebensgefährten, dem Moskauer Dirigenten Leo Borchard, und ihrer jugendlichen Tochter, in ihrer Wohnung im Steglitzer Kiez vor der drohenden Deportation durch das Hitler-Regime versteckte. Wie Aracy de Carvalho wurden sowohl Ruth als auch ihre Tochter Karin in Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt.
Die Historikerin Dr. Karen Macknow Lisboa war Dozentin an der Fakultät für Geschichte der Universität São Paulo. Ihre Forschungen und Veröffentlichungen konzentrieren sich auf die transnationalen Beziehungen zwischen Europa und Lateinamerika und umfassen die Bereiche Reiseliteratur, wissenschaftliche Expeditionen und die Geschichte der Migration im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Die Ausstellung „Aufbruch in ein fremdes Land“, die derzeit in der brasilianischen Botschaft in Berlin zu sehen ist, wird von ihr kuratiert.
Anmerkung:
Diese Veranstaltung findet ausschließlich in portugiesischer Sprache statt!